Das Grosse Haus ist das Herzstück des Theaters St.Gallen. Über 400 Mal hebt sich jährlich der Vorhang in dem Bau von Claude Paillard im Museumsviertel, in dem 741 ZuschauerInnen Platz finden.
Zum Stück
Vincenzo Bellinis Norma ist eine Sängeroper par excellence. Ihre Ausdruckskraft basiert auf der Entfaltung der Vokalität, die Bellinis Musiksprache den Protagonisten in differenzierten musikalischen Seelengemälden ermöglicht. Die Handlung beschreibt den inneren Konflikt der Priesterin Norma, die ihr Volk im Kampf gegen die Römer unterstützen soll, zugleich aber den römischen Prokonsul Pollione liebt. Obschon Pollione sie zurückweist, entschliesst sich Norma aus Reue über ihren Götterverrat dazu, sich selbst zu opfern, und beweist dabei nicht nur ihre Charakterstärke, sondern auch die Bedingungslosigkeit ihrer Liebe.
Die Inszenierung von Nicola Berloffa verlegt die Erzählung von Normas tragischem
Schicksal nach Italien in die Zeit des Risorgimentos.
Uraufführung: 26. Dezember 1831, Teatro alla Scala Mailand
Oper in zwei Akten
Musik von Vincenzo Bellini
Libretto von Felice Romani nach der Tragödie Norma ou L’Infanticide von Louis Alexandre Soumets
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
«Dieses Herz hast du verraten, dieses Herz hast du verloren.»
Besetzung
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Musikalische Leitung
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Inszenierung
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Bühne
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Kostüme
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Licht
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Choreinstudierung
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Dramaturgie
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Norma
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Pollione
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Oroveso
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Adalgisa
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Clotilde
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Flavio
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Chor
Chor des Theaters St. Gallen
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Opernchor St. Gallen
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Orchester
Sinfonieorchester St. Gallen
Partner
Zugabe
Heimkehr nach St.Gallen
Wiederaufnahme von Bellinis Oper Norma
Nicola Berloffas Inszenierung von Vincenzo Bellinis romantischer Oper Norma, die 2016 in St.Gallen Premiere feierte, kehrt nach erfolgreichen Vorstellungsserien an den Opernhäusern von Nizza und Rennes nach St.Gallen zurück.
Die Uraufführung an der Mailänder Scala war ein Fiasko. Doch der Erfolg setzte schon mit der zweiten Vorstellung ein, und heute ist Norma die bekannteste und meistgespielte Oper des sizilianischen Komponisten Vincenzo Bellini (1801–1835). Vier Jahre zuvor, 1827, hatte er mit seiner dritten Oper den internationalen Durchbruch geschafft: Die Uraufführung von Il pirata, ebenfalls am Teatro alla Scala, wurde ein Überraschungserfolg. Doch anders als Norma geriet Il pirata nach einigen Jahren weitgehend in Vergessenheit, und so fand die St.Galler Erstaufführung dieser Oper erst im letzten Frühjahr statt.
Den Text zu beiden Opern schrieb der bedeutende Librettist Felice Romani. Vorlage für das Libretto zu Norma war die Anfang 1831 am Pariser Théâtre de l’Odéon uraufgeführte romantische Tragödie Norma ou L’Infanticide des französischen Autors Alexandre Soumet. Der Dramentitel weist Norma als Kindsmörderin in der Tradition Medeas aus, aber ähnlich wie bei der Umwandlung der Tragödie Bertram in das Libretto zu Il pirata liess Romani den Kindsmord weg, was die Norma der Oper deutlich stärker zur Sympathieträgerin und Identifikationsfigur macht.
Die gallische Oberpriesterin Norma hat heimlich zwei Kinder von dem römischen Prokonsul Pollione, was sowohl ein Verstoss gegen ihre Stellung als auch ein politisch inopportunes Fraternisieren mit der Besatzungsmacht ist. Der doppelte Tabubruch bindet sie umso stärker an Pollione, doch dieser hat inzwischen ein Auge auf eine andere Gallierin geworfen, die Novizin Adalgisa. Die Rivalinnen werden zu Freundinnen, und Adalgisa verzichtet auf Pollione, doch erst im Tod gewinnt Norma ihn zurück. Liebe und Politik vermischen sich in zwei bekannten Schlüsselszenen der Oper: In der Arie «Casta diva» bittet Norma die keusche Mondgöttin um Frieden, denn sie möchte den Kampf zwischen ihrem Volk und der von Pollione angeführten Besatzungsmacht verhindern. Doch als er sich selbst durch Adalgisas Verzicht nicht umstimmen lässt, zu Norma zurückzukehren, ruft sie das Volk zum Krieg auf («Guerra, guerra!»).
Regisseur Nicola Berloffa, dessen vielgelobte Neuinszenierung von Giuseppe Verdis Don Carlo aktuell auf unserem Spielplan steht, lässt in seiner Norma keine vorchristlichen Druiden und römischen Legionäre auftreten, sondern hat die Handlung in das Italien der Entstehungszeit verlegt. Valeria Donata Bettellas Kostüme lassen die Epoche des Risorgimentos lebendig werden, in der sich die Italiener zum Kampf gegen die verschiedenen Fremdherrscher sammelten. Andrea Bellis Bühne zeigt die Verwundungen, die Kriege auslösen.
Als Norma kehrt Yolanda Auyanet, die die Premierenserie 2016 gesungen hat, nach St.Gallen zurück, alternierend mit Katia Pellegrino, die in St.Gallen zuletzt Tosca und die Fidelia in der Festspieloper Edgar gesungen hat. Als Adalgisa sind Alessandra Volpe, die im Oktober mit ihrem fulminanten Rollendebüt als Eboli in Don Carlo begeisterte und ebenfalls die Premierenserie gesungen hat, und, erstmals in St.Gallen, Marina De Liso zu erleben. Ihre Rollendebüts als Pollione geben der russische Tenor Sergey Skorokhodov und Derek Taylor, der in St.Gallen zuletzt als Cavaradossi in Tosca und als Walter in der Festspieloper Loreley zu hören war. Ein weiterer Debütant ist der russische Bass Maxim Kuzmin-Karavaev als Oroveso. Die musikalische Leitung dieser Wiederaufnahme übernimmt unser erster ständiger Gastdirigent, Michael Balke. (mb)