Das Grosse Haus ist das Herzstück des Theaters St.Gallen. Über 400 Mal hebt sich jährlich der Vorhang in dem Bau von Claude Paillard im Museumsviertel, in dem 741 ZuschauerInnen Platz finden.
Zum Stück
Griechenland, 3000 Jahre vor Erfindung der Eisenbahn. Helena von Sparta hat erfahren, dass die Göttin Venus dem trojanischen Prinzen Paris die schönste Frau der Welt versprochen hat. Das verheisst nichts Gutes für Helenas Ehe mit König Menelaos, denn die schönste Frau der Welt ist selbstverständlich sie. Ein von Menelaos’ Bruder Agamemnon veranstaltetes Quiz, mit dem der König der Könige dem mangelnden Esprit der tapferen griechischen Helden aufhelfen will, bietet Paris Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen.
Jacques Offenbachs Operette, die wir zum 200. Geburtstag des Komponisten aufführen, schildert die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges aus einer ironischen und zeitgenössischen Perspektive. Es ist die erste seiner grossen dreiaktigen Operetten, die in den 1860er-Jahren am Pariser Théâtre des Variétés herauskamen. Regisseur Ansgar Weigner hat sein Gespür für Operette am Theater St.Gallen bereits mit der szenischen Einrichtung von The Mikado unter Beweis gestellt.
Uraufführung: 17. Dezember 1864, Théâtre des Variétés Paris
Opéra bouffe in drei Akten
Musik von Jacques Offenbach
Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln und deutschen Dialogen
«Da Venus es befiehlt … ist es das Verhängnis!»
Besetzung
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Musikalische Leitung
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Inszenierung
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Bühne
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Kostüm
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Licht
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Choreografie
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Choreinstudierung
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Dramaturgie
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Helena
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Paris
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Menelaos
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Orest
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Kalchas
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Agamemnon
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Achilles
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Leaena
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Parthenis
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Ajax Eins
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Ajax Zwei
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Bacchis
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Chor
Chor des Theaters St. Gallen
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Tanz
Tanzkompanie des Theaters St. Gallen
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Orchester
Sinfonieorchester St. Gallen
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Statisterie
Zugabe
Mit dem Musikdramaturgen im Malsaal: Marius Boltens Video-Einführung in Die schöne Helena.
Die schöne Helena in St.Gallen
Neuinszenierung zum 200. Geburtstag von Jacques Offenbach
Abgesehen von der Oper Hoffmanns Erzählungen ist der vor 200 Jahren in Köln geborene Jakob Offenbach vor allem für seine Operetten bekannt: Orpheus in der Unterwelt, Pariser Leben, Blaubart, La Périchole usw. Das Theater St.Gallen feiert den Meister der Opéra bouffe mit einer Neuinszenierung der Schönen Helena.
La Belle Hélène wurde am 17. Dezember 1864 im Pariser Théâtre des Variétés uraufgeführt und ist die erste von Offenbachs grossen dreiaktigen Operetten. Wie schon bei der 1858 uraufgeführten zweiaktigen Opéra bouffe Orphée aux enfers verbindet das Werk Antikenpersiflage mit Gesellschaftskritik und bringt den Elan des Zweiten Kaiserreichs mit der dazugehörigen Prise Melancholie auf die Bühne. Die deutschsprachige Erstaufführung fand bereits drei Monate nach der Pariser Premiere im Theater an der Wien statt, bald folgten Berlin, London, St. Petersburg und – auf Deutsch – New York.
Zwei Wochen nach der New Yorker Premiere fand am 18. Dezember 1867 die St.Galler Erstaufführung im Theater am Bohl statt. Der Kritiker des St.Galler Tagblattes schrieb, es habe sich wieder einmal bestätigt, „dass Stücke, die in Paris und Berlin, überhaupt in ganz grossen Städten vermöge ihrer brillanten Ausstattung und der die Handlung würzenden lokalen Anspielungen Effekt machen, auf kleinen Theatern durchfallen.“ Ein wirklicher Misserfolg scheint das Werk aber auch in St.Gallen nicht gewesen zu sein, denn es wurde im damaligen Stadttheater wiederholt aufgeführt, zuletzt in der Spielzeit 1963/64. Auf dem Besetzungszettel dieser Produktion, die am 23. Oktober 1963 Premiere hatte, findet sich u.a. Harald Serafin, der spätere langjährige Intendant der Seefestspiele Mörbisch, dessen erstes Engagement als Sänger am Theater St.Gallen war.
Auch im 1968 eröffneten Theater am Stadtpark wurde Die schöne Helena bereits 1972 gespielt. Die musikalische Leitung hatte Eduard Meier, der bis 2001 am Theater St.Gallen dirigierte. Die Titelpartie wurde von Ingeborg Bremert gesungen, einer deutschen Sopranistin, die auf einigen Live-Aufnahmen aus der Bayerischen Staatsoper wie Palestrina, Simpicius Simplicissimus und Eugen Onegin (an der Seite von Fritz Wunderlich und Hermann Prey) zu hören ist und die die Partie der Elizabeth Zimmer in der Uraufführung von Hans Werner Henzes Elegie für junge Liebende gesungen hatte. Die Kostüme entwarf 1972, wie schon 1963, die langjährige Leiterin der Kostümabteilung Johanna Weise. Nach mehr als 45 Jahren kehrt Offenbachs Meisterwerk nun ans Theater St.Gallen zurück. (mb)